Dienstag, 4. September 2012
Elisabeth - Die rätselhafte Kaiserin (2006)
Es handelt sich bei der Doku Elisabeth - Die rätselhafte Kaiserin weniger um "erzählte Geschichte", sondern sie hält sich eher an bestimmte Eckpunkte in Elisabeths Leben bzw. an wesentliche Charakterzüge (z.B. Schönheitskult) und beleuchtet diese näher, z.T. minutiös und kriminalistisch (ein Konzept, das wohl nicht ganz zufällig an "Terra-X" erinnert). Deutlich wird dies etwa an den Berechnungen zu Elisabeths körperlicher Belastung, ihrem daraus resultierenden Energiebedarf und dem Vergleich mit ihrer tatsächlichen Ernährungsweise. Auch an den körperlichen "Eckdaten", d.h. federleichte 50kg bei nicht weniger als 173 cm Körpergröße wird schnell klar, daß sie Jahrzehnte "am Limit" gelebt haben muss. Ein Supersportler könnte sich daran orientieren.
Den Inhalt finde ich grundsätzlich solide recherchiert, und an vielen Stellen führt Frau Unterreiner einfühlsam, aber auch mit einigen kritischen Untertönen (Beisp.: materielle Vorteile am Hof vs. Ablehnung der 'Kaiserin-Rolle') durch das Leben Elisabeths. Auch die Persönlichkeit der Erzherzogin Sophie wird differenzierter vermittelt, und dem Schwiegermutter-Klischee der Marischka-Filme eine deutliche Absage erteilt. Neben der Mitwirkung des Habsburg-Nachfahren sind vor allem natürlich die Stummfilm-Fragmente aus Elisabeth Kaiserin von Österreich (1921) und Schicksal derer von Habsburg (1929) ein Highlight.
Bei der Darstellung der Elisabeth durch Carla Nelsen ist mir aufgefallen, dass sie selbst im Sterbezimmer noch den für die Mode der 1920er Jahre so typischen dunklen Lidschatten trägt. Alleine dieses Detail macht die Theorie von den Originalaufnahmen doch recht unglaubwürdig. Ausserdem tragen einige Schauspieler - angedeutete -"Stromlinienfrisuren", ebenfalls ein damaliger Trend. Speziell der Film Schicksal derer von Habsburg hat mir sehr gut gefallen, da schon in der einen Szene, in der Rudolf vor das Kaiserpaar tritt, die teils recht kühle Ausstrahlung der "echten" Elisabeth gut zum Ausdruck kommt.
Kritisch anzumerken ist allerdings, dass zwar Korfu ausführlich, dafür der Aufenthalt auf Madeira gar nicht erwähnt wird. Königgrätz wird zwar als große Niederlage angesprochen, jedoch finden weder der Gegner Erwähnung noch werden die Hintergründe, nämlich die Differenzen mit Preussen im Deutschen Bund, angesprochen. Hier hätte ich etwas mehr Souveranität seitens der Produzenten erwartet. Negativ bewerte ich auch die Aussage, daß der Kaiserin nur geringe Möglichkeiten bei der Mitgestaltung des Staatswesens gehabt hätte. Ich erlaube mir das anders zu sehen, nämlich, daß sie diese Möglichkeiten meist nicht wahrgenommen hat - denn das Gegenbeispiel ist der Ausgleich mit Ungarn, einem Prozeß, in dem sie grosses Geschick bewiesen und alle verfügbaren Hebel in Bewegung gesetzt hat. Selbst die Erzherzogin hat sich in ihren Aufzeichnungen diesbezüglich einmal positiv geäussert.
Fazit: Es ist eine Dokumentation, die dem Zuschauer zweifellos eine gute Einsicht in die Persönlichkeit und das Wirken Elisabeths gewährt und dennoch nicht überfrachtet wirkt. Die Unterhaltung kommt nicht zu kurz, und diese Produktion ist auch unvorbelasteteren Zuschauern ohne weiteres zu empfehlen. Alles in allem ein Film, der dem deutschen Fernsehen zur Ausstrahlung durchaus ans Herz gelegt werden kann.
http://depositfiles.com/files/0ptrcf9bu
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen