Sonntag, 9. Dezember 2012

Majestät brauchen Sonne (1999)


Majestät brauchen Sonne ist ein deutsch-niederländischer Dokumentarfilm von Peter Schamoni aus dem Jahr 1999. Er beschäftigt sich mit dem Leben des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II.

Der Film folgt Wilhelms II. Leben vor allem aus kulturhistorischer Sicht. Der letzte deutsche Kaiser war ein Freund der realistischen Künste und ließ sich häufig porträtieren. In Potsdam und Berlin beschäftigte er 20 Hoffotografen und verschenkte Abbildungen von sich in unterschiedlichen Größen gleich Ehrenzeichen an verdiente Untergebene. Er war zudem – nach anfänglichem Misstrauen – ein begeisterter Anhänger der neuen Filmkunst, die ab 1908 auch hoffähig geworden war. Das früheste ihn zeigende Filmdokument stammt aus dem Jahr 1901 und entstand in London anlässlich der Beerdigung seiner Großmutter Queen Victoria. Großes Interesse zeigte Wilhelm II. an der Errichtung und Einweihung von Denkmälern, so ließ er im ganzen Land Denkmäler von Wilhelm I., dem Reichseinigungskaiser, aufstellen. In Berlin erfolgte 1901 die Einweihung der Siegesallee, die Statuen von Albrecht dem Bären bis Wilhelm I. umfasste.

Wilhelm waren bei seiner Geburt die Nerven der linken Schulter verletzt worden, was zu einer dauerhaften Behinderung führte. Er konnte den linken, zudem deutlich kürzeren Arm kaum bewegen. Dies zeigt sich besonders deutlich auf Filmaufnahmen. Diese durften stets nur bei „Kaiserwetter“, also Sonnenschein stattfinden.

Überraschend wurde Wilhelm 1888 im Dreikaiserjahr im Alter von 29 Jahren deutscher Kaiser. Er sah eine Hauptaufgabe in der Selbstrepräsentation und besuchte allein 1889 50 Städte. Auch in den Folgejahren absolvierte er auffallend viele Reisen im In- und Ausland, sodass er im Volksmund „Reisekaiser“ genannt wurde und der Namenszusatz „I. R.“ (Imperator Rex) in „immer reisefertig“ umgedeutet wurde. Fortschrittlich an der Entwicklung des Verkehrswesens interessiert, protegierte Wilhelm II. den Kaiserlichen Automobilclub, der sich später zum AvD entwickelte. Er interessierte sich für den Ausbau des Postwesens und den Fortschritt der Eisenbahn. Er selbst reiste per Automobil bzw. öfter mit der Bahn. Fuhr seine Gattin mit, umfasste der kaiserliche Zug elf Waggons, fuhr er ohne sie, kam er mit sieben oder acht Waggons aus. Besondere Aufmerksamkeit widmete Wilhelm II. der Marine. Er besaß die kaiserliche Dampfjacht Hohenzollern, auf der er jährlich unter anderem eine Norwegenreise unternahm. Auf sein Betreiben hin entstand der Kaiser-Wilhelm-Kanal, der 1895 eröffnet wurde. Als „Flottenkaiser“ förderte Wilhelm II. den Segelsport und rief das Reichsmarineamt ins Leben. Er unternahm regelmäßig Mittelmeerkreuzfahrten und steuerte neben Italien auch Korfu an. Hier erwarb er 1907 das Achilleion, das er als Sommersitz nutzte. Zudem widmete er sich archäologischen Ausgrabungen, die jedoch durch die Unruhen im Vorfeld des Ersten Weltkriegs abgebrochen wurden. Wie jedes Jahr reiste Wilhelm II. im Sommer 1913 nach Norwegen und machte sich 1913 mit der Schenkung der kolossalen Frithjof-Skulptur an Vangsnes nicht nur Freunde. Auf der Kieler Woche 1914 erfuhr Wilhelm II. vom Attentat von Sarajewo und fuhr ein letztes Mal in der Sommerurlaub nach Norwegen.

Während des Ersten Weltkriegs sank das Ansehen des Kaisers, woran auch erste Propagandafilme während seines Besuchs im Osmanischen Reich nichts ändern konnten. Wilhelm II. versank immer öfter in Depressionen, zumal er nur noch als Schattenkaiser regieren konnte, da die eigentliche politische Macht von der Obersten Heeresleitung ausging. Der Kieler Matrosenaufstand erschütterte ihn tief, hatte er die Flotte doch selbst ins Leben gerufen. Er ging ins niederländische Exil und ließ sich auf Haus Doorn nieder. Er rührte seit dieser Zeit nie wieder ein Jagdgewehr an – er war früher stets stolz auf seine einhändig ausgeführten Abschüsse und seine Jagderfolge gewesen – und gab das Reiten auf, das er ebenfalls einhändig erlernt hatte. Stattdessen widmete er sich begeistert dem Baumfällen und dezimierte den Baumbestand um Haus Doorn erheblich. Mit Verbitterung registrierte er den „Betrug“ durch Hindenburg, der sich auf seinen Thron gesetzt habe. Mit den Nationalsozialisten wollte er nicht zusammenarbeiten und befand in späten Jahren, dass in Berlin inzwischen alle Proleten geworden seien. Die Deutschen werden die Hakenkreuzfahne einst verfluchen, sah er voraus. Seine Beisetzung 1941 erfolgte mit militärischen Ehren im Gelände von Haus Doorn und nicht, wie von Hitler geplant, in Berlin.

Im Jahr 1950 wurden die Statuen der Siegesallee von den Alliierten demontiert und vergraben, jedoch in den 1980er-Jahren wieder ausgegraben und in einem Gebäude in Berlin-Kreuzberg abgestellt, wo sie sich noch heute befinden. Haus Doorn ist inzwischen ein Museum und kann besichtigt werden. Unter anderem findet sich in Wilhelms II. Nachtschrank ein Backenzahn des letzten deutschen Kaisers und ein Museumsführer merkt an, dass man Wilhelm II. auf dieser Basis klonen könnte.

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