Sonntag, 1. September 2013

Der Hofrat Geiger (1947)

Maria Andergast, Hans Moser, Paul Hörbiger

Der Hofrat Geiger ist ein Film von Hans Wolff von 1947 nach dem gleichnamigen musikalischen Lustspiel von Martin Costa. Die Uraufführung des Theaterstücks fand 1942 in Prag statt.

Handlung:

Hofrat Geiger und sein Faktotum Ferdinand Lechner, als Ministerialbeamte im Jahr 1938 pensioniert, leben sehr zurückgezogen. Um dem Hofrat das Pensionistendasein zu erleichtern, redet ihm Lechner ein, dass dessen Nachfolger sich in der Materie nicht gut auskennt und ihn um Rat bittet. Zu diesem Zweck „borgt“ sich Lechner alte Akten, die der Hofrat bearbeitet. Aus einem dieser alten Akten erfährt Geiger, dass er mit Marianne Mühlhuber, die er im Sommer 1929 in Spitz an der Donau kennenlernte, eine Tochter hat.

In Spitz fristet Marianne Mühlhuber ein tristes Dasein als Wirtschafterin des heruntergekommen Gasthauses „Blaue Gans“, in die sie der alte Windischgruber seinerseits mit ihrem unehelichen Kind auf Kost und Quartier aufgenommen hat. Die Gäste bleiben aus, die Schulden drücken. Marianne wird von Matthias Pfüller, Bürgermeister, Fleischhauer und Inhaber des „Goldenen Ochsen“ heftig umworben. Ihre Tochter, Mariandl, 17, ist unsterblich in den Hausdiener Hans verliebt. Da Hans „nix ist und nix kann“ und um zu verhindern, dass auch ihre Tochter ein uneheliches Kind zur Welt bringt, versucht die Mutter vergeblich, diese Liebe zu unterbinden...

Altersfreigabe FSK 12

Stab:

Regie Hans Wolff
Drehbuch Hans Wolff, Martin Costa (Buchvorlage)
Produktion Willi Forst-Film
Musik Hans Lang
Kamera Rudolf Icsey, Ladislaus Szemte

Besetzung:

 Paul Hörbiger: Franz Geiger
 Hans Moser: Ferdinand Lechner
 Maria Andergast: Marianne Mühlhuber
 Waltraut Haas: Mariandl
 Hermann Erhardt: Matthias Pfüller
 Louis Soldan: Hans
 Josef Egger: der alte Windischgruber

Der Film spielt, obwohl das gleichnamige Theaterstück 1942 entstand, im Jahre 1947, also zwei Jahre nach Kriegsende, zur Zeit der Besatzung und Lebensmittelrationen. Im Vorspann heißt es: Dieser Film spielt im heutigen Österreich, das arm ist und voller Sorge. Doch - haben Sie keine Angst - davon zeigt er Ihnen wenig. Er geht an der Zeit nicht vorbei, er erzählt nur, dass vieles - wenn man will - auch eine heitere Seite haben kann.

 Anschluss 1938: Hofrat Geiger wurde beim Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland so wie andere missliebige Beamte aus seinem Amt entfernt.
 Wiedergutmachung: Geiger will „gutmachen“, was er angestellt hat. Marianne „kann das Wort schon nicht mehr hören“. Auch für Marianne sind die schweren Zeiten mit dem unehelichen Kind nicht einfach durch eine Heirat und finanzielle Sicherheit gutzumachen.
 Tauschgeschäfte: wie in der rauen Wirklichkeit, in der manche Städter ihren Familienschmuck für Schmalz und Milch hingeben mussten, hatte auch Lechner Probleme, die Eier für Geigers Gabelfrühstück zu bekommen.
 Endlose Schlangen vor den Ämtern: ein sich über ein ganzes Jahr hinziehender Amtsweg war auch in der Realität eher die Regel als die Ausnahme.
 Geschlossene Ämter wegen Strom- und/oder Kohlenmangel: ein Abbild der Zeit.
 Dorfkaiser: Pfüller ist der Prototyp des allmächtigen Dorfkaisers, Bürgermeister, Fleischhauer, Gastwirt und Weinbauer, der sich alles erlaubt und seine Machtstellung weidlich ausnützt.

Der Hofrat Geiger war mit der außergewöhnlich hohen Besucherzahl von 2.548.000 bis zum 30. April 1951 der wirtschaftlich erfolgreichste Film der Nachkriegsjahre. Für die Rolle der Marianne Mühlhuber war ursprünglich Christl Mardayn vorgesehen. Für die Film-Debütantin Waltraut Haas bedeutete der Film den Durchbruch zu einer erfolgreichen Karriere. Sie war auf Betreiben von Regisseur Hans Wolff ausgewählt worden und dabei unter anderem der damals allerdings noch wenig bekannten Maria Schell vorgezogen worden. Ihre Gage betrug 1500 Schilling. Das im Film mehrmals intonierte Lied Mariandl war in der Interpretation von Maria Andergast und Hans Lang bereits der erfolgreichste Schlager des Jahres 1947 überhaupt. Der Text dieses Liedes mit dem Reim von „Wachauer Landl“ auf „Mariandl“ stammte von Kurt Nachmann.

http://dfiles.eu/files/9cba8wlbr

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