Montag, 2. September 2013

Idole der Nazis 03 - Marika Rökk. Ein Star für alle Jahreszeiten (2010)


Dritter und letzter Teil der Reihe Idole der Nazis ist Marika Rökk - Ein Star für alle Jahreszeiten.

Marie Karoline (Marika) Rökk wurde am 3. November 1913 in Kairo geboren, wo ihre Eltern – wegen der Gesundheit ihrer Mutter Maria Karoline Charlotte, geb. Karoly – einige Jahre lebten. Sie wächst im Ofenpester Stadtteil Pestujhej auf; ihr Vater, der Architekt Eduard Rökk, führte ein erfolgreiches Bauunternehmen. Marika erhält Tanzunterricht; mit neun Jahren arrangiert ihr Vater ihren ersten Tanzabend.

1924 zieht die Familie nach Paris, wo Rökk bei der Exilrussin Rudkowska ihre Tanzausbildung fortsetzt. Nachdem der Vater sein Vermögen verloren hat, tritt Marika Rökk, als elfjährig in die Ballett-Truppe Hoffmann Girls ein.
 "Akrobatik wurde zuerst noch ausgeklammert bei mir, die mußte ich erst studieren – und das tat ich. Mein Pensum war unheimlich reichhaltig, aber ich schaffte alles mit unverwüstlicher Gesundheit und einer überschäumenden Lebensfreude." (Rökk, 1974).
Mit dem Honorar für ihr Engagement im Moulin Rouge kann sie die Familie unterstützen. Ende 1925 fährt die Truppe nach Neuyork, tritt am Broadway auf und geht auf Tournee durch die USA. Danach löst Hoffmann die Truppe auf; Rökk besucht die Nat Wayburn-Tanzschule, bekommt kleinere Engagements. Ende 1929 kehrt sie nach Europa zurück und tritt als Tänzerin, dann auch als Sängerin, in Shows und Revuen in Hamburg, Berlin, Monte Carlo, Cannes, London, Paris auf, schließlich auch wieder in Ungarn. Sie hat in Ofenpest in Operetten und musikalischen Lustspielen Erfolg, spielt auch in Wien.

Ihre ersten Filmerfahrungen macht Rökk 1930 mit Auftritten in Monty Banks Kolonial-Komödien "Kiss me, Sergeant" und "Why Sailors Leave Home", dreht 1933 in Ungarn "Kisertetek vonata". Nach ihrem großen Erfolg in der Bühnenrevue "Stern der Manege" von Lászlo Bus-Fekete, erhält sie am 14. November 1934 von der Ufa einen Zweijahresvertrag. Ihr erster deutscher Film ist die Zirkus-Komödie "Leichte Kavallerie", die Werner Hochbaum im Sommer 1935 inszeniert.
Ab ihrem zweiten Ufa-Film, "Heißes Blut", wird der Regie-Routinier Georg Jacoby ihr Leibregisseur, mit dem sie bis Ende der 50er Jahre überwiegend zusammenarbeitet und den sie 1940 heiratet. Zu ihrer Gruppe gehören meist der Kameramann Konstantin (Irmen-)Tschet, die Choreografin Sabine Ress und die Komponisten Franz Grothe und Peter Kreuder. Nach anfangs zögernd einsetzendem Erfolg wird sie einer der Stars des Unterhaltungskinos des Dritten Reiches.
Zur Ausprägung ihres Star-Rufes gehört es, die Handlungsideen ihrer Drehbücher nicht allzu sehr zu differenzieren.
In "Der Bettelstudent", "Gasparone" (beide nach Millöcker-Operetten) und "Hallo Janine" bildet sie mit dem holländischen Schauspieler und Sänger Johannes Heesters ein Traumpaar des Revuefilms; danach zieht dieser es vor, seine Karriere allein fortzusetzen. 1940 entsteht mit "Kora Terry" Rökks ambitioniertester Film. Sie spielt, unterstützt durch zahlreiche Trickaufnahmen, zwei charakterlich sehr unterschiedliche Schwestern, die jahrelang gemeinsam als Tänzerinnen aufgetreten sind. Als die temperamentvolle Maha verunglückt, schlüpft die bislang stille und zurückhaltende Kora in deren Rolle. Ein Drehbericht zeigt, wie stark Rökk die gesamt Filmherstellung bestimmt: "Sie steht im Mittelpunkt der Tanzinszenierung mit ihrem großen Aufwand an Menschen und Dekorationen. Die Pause, in der die Beleuchtung umgeändert wird, benutzt sie unermüdlich zu Proben. Immer wieder erörtert sie mit dem Kameramann Konstantin Irmen-Tschet, wie sie die einzelnen Phasen ihres Tanzes am besten den Schwenkungs-Möglichkeiten der Kamera anpassen kann. Die oft gerühmte Arbeitsdisziplin der Rökk zeigt sich auch hier. Wir sahen mehr als zwei Stunden lang den Aufnahmen zu und es gab während der ganzen Zeit kaum eine Minute, in der diese Schauspielerin nicht in irgendeiner Weise aktiv an der Filmgestaltung beteiligt war." (Film Kurier, 6. Juni 1940).
Neben Willy Fritsch steht sie 1941 im ersten deutschen Farb-Spielfilm "Frauen sind doch bessere Diplomaten" vor der Kamera. Nach der Fertiggestellung des Farbfilms "Die Frau meiner Träume" erwartet das Ehepaar Rökk/Jacoby im österreichischen Radstadt die Geburt ihres Kindes. Tochter Gabriele (Gaby), die später selbst Schauspielerin wird, kommt am 13. April 1944 in Salzburg zur Welt. Während bis in den März 1945 in Babelsberg die Produktion des Films "Die Puppe" vorbereitet wird, versucht Rökk mit ihrer Familie – neben Jacoby auch ihre Eltern und ihr Korrepetitor Theo Nordhaus – in die Schweiz zu gelangen.

Nach Kriegsende, das sie im bayerischen Mayrhofen erlebt, macht Rökk zunächst Unterhaltungsabende für die amerikanischen Truppen. 1945 erhalten sie und Jacoby vorübergehend Betätigungsverbot in Deutschland und Österreich. Durch den Prozeß gegen eine Wiener Zeitung, die sie aufgrund einer amerikanischen Veröffentlichung der Spionage verdächtigt hat, kann Rökk sich rehabilitieren und wird 1947 vom Ehrengericht der Österreichischen Schauspielervereinigung freigesprochen. In Wien entsteht ihr erster Nachkriegsfilm ("Fregola"). "Kind der Donau", den Jacoby 1950 als Regisseur und Produzent für die Sovexport-Film herstellt, zeigt Rökk als Werktätige, die in ihrer Freizeit ein künstlerisches Kollektiv gründet. Ab 1951 arbeitet sie auch wieder für den deutschen Film, und setzt dabei – zunächst ausschließlich mit Jacoby als Regisseur – auf die alten Rezepte: "Die Czardasfürstin", "Die geschiedene Frau" und "Bühne frei für Marika" (alle mit Heesters als Partner). "Maske in Blau" entsteht 1952/53 als einziger Film der gemeinsamen Produktionsfirma Röja-Film, Berlin. In einem ihrer letzten Filme, "Die Fledermaus", war Peter Alexander ihr Partner.
Daneben wendet sie sich wieder mehr der Bühne zu, bestreitet – meist mit ihren Tanzpartnern Helmut Ketels und Claus Christofolini – Tourneen und spielt u.a. in Wien, Hamburg, München und Berlin en suite Operetten ("Maske in Blau", "Blume von Hawaii", "Gräfin Mariza", "Die Csardasfürstin"). Sie hat vor allem in der Titelrolle des Musicals "Hello, Dolly" (1968) und der für sie erarbeiteten musikalischen Komödie "Die Gräfin vom Naschmarkt" (Theater an der Wien, 1978; auch TV) Erfolg. Am 30. November 1984 gibt sie im Deutschen Theater München mit "Ball im Savoy" ihre offizielle Abschiedvorstellung. Nach einer mehrjährigen Pause – ausgelöst durch den Tod ihres zweiten Mannes Fred Raul – spielt sie 1986/87 in verschiedenen Städten die Hauptrolle in der Boulevard-Komödie "Das Kuckucksei".
Rökk weiß ihre Popularität und Vitalität auch in der Werbung (Schönheits-Präparat "Hormocenta") und zahlreichen Auftritten im Fernsehen einzusetzen, u.a. gemeinsam mit ihrer Tochter Gaby in der "Peter Alexander-Show" und in eigenen Shows wie "Eine Frau in unseren Träumen" (ZDF 1970). Ihren 75. Geburtstag begeht die ARD mit einem "Abend für Marika Rökk". Daneben bleibt ihre Hauptrolle als Wienerin im Berlin der Jahrhundertwende in der TV-Serie "Die Schöngrubers" (mit Gaby Jacoby) ein Einzelfall. Ihr letzter Film wird Peter Schamonis Veteraninnen-Treffen in "Schloß Königswald" (1986/87), in dem sie ihr Leinwand-Ansehen ironisch wendet. Eine von Radio Bremen produzierte und 1981 in der ARD gesendete Dokumentation der Reihe "Frauengeschichten" wird im August 1983 nach einer Intervention Rökks beim Intendanten aus dem Programm des ORF genommen.
Marika Rökk stirbt am 16. Mai 2004 in Baden bei Wien.

http://dfiles.eu/files/ec28dlp70

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